Es war ja nur eine Frage der Zeit

In meiner Zeit in Asien laufe ich am Tag ca. 6 km und nutze mehr oder weniger die öffentlichen Verkehrsmittel. Hierbei kommen mir immer wieder Backpacker mit Motorroller entgegen, die mehr oder weniger Erfahrungen mit den Führen des Rollers haben. Da ich den Verkehr hier mehr als Chaos bezeichne und viele Backpacker kenne die Unfälle (es gibt sogar ein typischen Begriff „Thailand-Tattoo“. Dieses Tattoo erhalten Touristen, wenn sie sich am Auspuff ihre Waden verbrennen) mit dem Roller/Motorrad hatten, stand die Miete eines Rollers nie zur Frage. Ich war oftmals mit mir selbst unzufrieden, weil ich dadurch viele schöne Ecken der Länder nie gesehen habe. Für mich ist es wichtiger „Heil“ nach Hause zurückzukehren und auch bin ich kein guter Autofahrer (deswegen wird aus mir bestimmt „guter Roller-Fahrer“ -Sarkasmus-Off-).

Naja wir saßen am ersten Abend auf Koh Tao und sprachen über die weiteren Tage. Christian besitzt keinen Führerschein und wollte auch keinen Roller mieten. Andre fährt seit er 17 Jahre alt ist Motorrad und wollte unbedingt die Insel mit dem Roller erkunden. Beide guckten mich anschließend an und wollten meine Einstellung dazu wissen. Die Horrorgeschichten konnten beide nicht abschrecken und so meinte ich dass ich noch nie einen Roller gefahren bin.

Kurzgesagt haben wir uns am nächsten Tag zwei Roller gemietet und ich setzte mich zum ersten Mal in meinen Leben auf einen Roller. Nach 2 min Einführung ging es schon los. Ich versuchte mich und andere nicht umzubringen und fuhr langsam los (ich bin 20-30 km/h die ersten Minuten gefahren und hätte mich ein Fahrradfahrer überholt, hätte mich das nicht gewundert). Andre ist direkt los und war nach nichtmal 1 Minute aus meinen Sichtfeld. Da die beiden kein Internet hatten, versuchte ich sie anzurufen aber naja ohne Internet zwecklos. So fuhr ich direkt zu der ersten Aussichtsplattform (ich hatte mich kurz mit Christian und Andre darüber unterhalten als einer von vielen Punkte die wir uns anschauen wollten). Als ich dort angekommen bin (hab immer noch keinen umgebracht und der Roller war auch noch heil – das machte mich schon ein bisschen Stolz), checkte ich mein Telefon und siehe da eine Nachricht. Nachdem ich Andre mitteilte wo ich bin, kamen die beiden nach. Wir einigten uns darauf, dass wir vorher sagen wollen wo wir hinwollen und falls wir uns verlieren uns dort treffen. Im weiteren Verlauf (wir hatten insgesamt 3 Tage einen Roller auf Koh Tao und Koh Samui) fuhr Andre vor und wartete ab und an bis ich wieder in Sichtweite war.

Nach und nach wurde ich auch mutiger und so fuhr ich, sofern der Verkehr es zuließ, 50 km/h. Mir machten in Koh Tao aber mehr die steilen und engen Bergstraßen zu schaffen. Senkrecht steile Straßen war keine Seltenheit und schon Standard. Hoch ist ja immer kein Problem aber den Weg nach unten ist da schon ein Abenteuer und ich habe mir regelmäßig fast in „Hose geschissen“. Man meistert diese Situationen mit Schrittgeschwindigkeit und ruhigen Atmen.

Bei einer Straße meinte, ich zu den beiden, dass ich da nicht langfahre. Hier sind wir bereits über unbefestigte Straßen gefahren, die mehr oder weniger vom Regen ausgewaschen waren. Nun ging es nach einer Aussichtsplattform einen weiteren steilen Berg hoch. Mein Bauch sagte mir, dass wird nichts. Die beiden versuchten mich noch zu überreden aber ich blieb dabei und mein Gefühl sollte recht haben. Da es bereits gegen 18 Uhr war und es hier schnell dunkel wird, bin ich zurück zum Resort gefahren.

Am Abend erzählte man mir, dass Andre fast einen Abhang mit den Roller runtergefallen ist und der Weg immer schlechter wurde. Wenn einer der schon mehrere Jahrzehnte Motorrad fährt mir erzählt, dass er da einen Moment „Panik geschoben“ hatte und nur in Not die Stelle gemeistert hat, hat das schon einen gewisse Aussagekraft.

Ob ich mir jetzt immer ein Roller mieten werde? Eher nicht! Mit Andre an meiner Seite habe ich mich schon sehr sicher gefühlt. Bei jeder Situation die mir nicht geheuer war, habe ich ihn um Hilfe gebeten. Auch sind die Inseln sehr übersichtlich was den Verkehr angeht. Als Andre einmal durch Bo Phut (größte Stadt auf Koh Samui) fahren wollte, habe ich gesagt dass ich da nicht mitkomme. 

In Thailand muss man nämlich nicht nur auf die verrückten Roller und Autofahrer aufpassen, sondern fährt auch auf der anderen Straßenseite. Auch wird sowohl rechts und links überholt. Und man hat mal schnell den einen oder anderen Roller übersehen. Auf den wenig befahrenen Straßen der Insel wartet man halt solange bis wirklich keiner in Sicht ist und fährt dann. In der Stadt wartet man da umsonst.

Author: Ralle

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